Eine Baufinanzierung ohne Zinsen zu zahlen, oder sogar noch besser: eine Baufinanzierung mit Geld-Zurück-Option. Jüngst schien dies noch undenkbar. Doch die Geldpolitik der europäischen Zentralbank könnte diesen in einer normalen Zinswelt unmöglichen Zustand zukünftig wahr werden lassen. Bei Staatsanleihen sind Negativrenditen inzwischen an der Tagesordnung. Bei der Baufinanzierung in Deutschland müssen sich Bauherren und Anleger noch gedulden, jedoch streifen die aktuellen Bestkonditionen bereits die Nullprozentmarke. Sind negative Zinsen bei Baufinanzierungen wirklich möglich?

Zinsen für eine Baufinanzierung so günstig wie nie

Die Bauzinsen kennen derzeit nur eine Richtung: nach unten. Bereits Anfang Juni deutete sich die jüngste Entwicklung an, als EZB-Chef Mario Draghi zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit die Zinswende nach hinten verschob. Aktuell stehen sogar weitere Zinssenkungen im Raum. Zehnjährige deutsche Staatsanleihen rentieren negativ. Somit haben sich die Bauzinsen in den letzten Wochen nochmals deutlich verbilligt. Ein Bauherr mit guter Bonität und 25 Prozent Eigenkapitalanteil erhält derzeit ein Volltilgerdarlehen mit einer Laufzeit von 10 Jahren zu einem Zinssatz von 0,40% pro Jahr.

Verrückte Welt am Zinsmarkt

Erste europäische Banken bezahlen ihre Kunden Geld dafür, dass sie Hypotheken aufnehmen. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hat beispielsweise das drittgrößte dänische Kreditinstitut, die Jyske Bank, Anfang August einen Hypothekarzins von minus 0,5% vor Gebühren eingeführt. Ist dies auch in Deutschland denkbar? Unmöglich ist es nicht, aber aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich. Die kurzfristigen Hypothekarzinsen dürften nämlich aufgrund des Margenschwunds bei den Banken bald ihren Boden erreicht haben. Auch in einem Extremszenario ist nicht zwingend davon auszugehen, dass die Hypothekarzinsen für Privatpersonen unter die magische Marke von Nullprozent fallen. Ein Szenario würde jedoch für negative Bauzinsen sorgen: Falls die EZB den Leitzinssatz deutlich unter null senkt und die Banken Geld zu deutlich negativen Zinsen aufnehmen können, können sie dieses mit negativem Zins an die Kunden verleihen und trotzdem eine Marge einstreichen. Erhält die Bank das Geld seitens der EZB beispielswiese für -2% und verleiht es an Häuslebauer für -0,5% verdient die Bank noch immer 1,5%. Verrückte Welt.

Wie können Kreditnehmer optimal von den niedrigen Zinsen profitieren ?

Kreditnehmer, deren Baufinanzierung in den nächsten 36 Monaten ausläuft, können sich das historisch niedrige Zinsniveau für die Anschlussfinanzierung über ein Forward-Darlehen sichern. Für Erst-Kreditnehmer eignet sich ein sogenanntes Volltilgerdarlehen. Mit dieser Form der Finanzierung stehen Zins- und Tilgungsraten für die komplette Laufzeit fest und der Kunde weiß immer, wie hoch seine monatliche finanzielle Belastung ist. Ob es wirklich zu negativen Zinsen kommt ist nicht ausgeschlossen, aber höchst fraglich. Schließlich ist die Baufinanzierung einer der letzten Ertragsquellen klassischer Banken. Somit ist es wohl sinnvoll, wenn Kreditnehmer nach dem Motto „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ handeln.